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GEGENfeuer: Schüler, Feuer & Kunst In einem der urbanen Brennpunkte BERLINs setzt sich die Klasse 3c der James-Krüss-Grundschule in BERLIN-MOABIT mit den praktischen und ästhetischen Qualitäten der Nutzung von Feuer auseinander. Innerhalb von fünf Vormittagen lernen die Schüler (überwiegend ZUM ERSTEN MAL) den Umgang mit hausüblichen Feuermedien in eigener Verantwortung und können bereits am dritten Tag ihre derart erworbenen Kenntnisse in die Gestaltung künstlerischer Werke umsetzen. Ausstellungseröffnung und FeuerFest bilden den Abschluß dieser erstmalig mit einer dritten Schulklasse in Deutschland realisierten Schüler-Feuer-und-Kunst-Woche.
Der Workshop GEGENFEUER beginnt mit einem Elternabend, in welchem kulturgeschichtliche Aspekte der Beziehung des Menschen zum Feuer, insbesondere dem kindlichen Erleben von Feuer HEUTE, sowie die Methodik des Workshops ausführlich erläutert werden. Dann wird zu Beginn des ersten Workshoptages das aktuelle Feuerwissen der Klasse durch Befragung jedes einzelnen Schülers ermittelt (videodokumentiert). Hierbei sich herausstellte, dass ein Drittel der Schüler noch niemals ein Feuer entzündet hat, dass einige Schüler bereits an schadenverursachenden Feuererfahrungen vorbeigeschliddert sind (z.B. Rukiye K. mit ihrer Streichholzentflammung: “... ich dachte, ich könnte es schaffen, dann habe ich Angst bekommen und habe es aus Versehen runtergeschmissen …”), sowie dass die Mehrheit ambivalent fasziniert über medialisierte Feuerkenntnisse berichtet, (“Da brannten Häuser und Menschen im Fernsehen”) - dagegen einige der Schüler über familiäre Lagerfeuer-, Kerzen- und Grillerlebnisse zu erzählen wußten, aber auch alle Schüler und teilnehmenden Erwachsenen wahrgenommen haben, dass gerade mal 24 Stunden vor Beginn des Workshops GEGENFEUER, die benachbarte Grundschule in der Gotzkowskystraße in Flammen aufgegangen ist. Somit sich zusammenfassen läßt, dass keiner der Schüler seitens der Eltern gezielt mit einer Feuerkompetenz ausgestattet worden ist, wie auch die James-Krüss-Schule den bisherigen Umgang mit Feuer strikt unterbunden hat. Mit anderen Worten: die Schüler waren bis zu diesem Zeitpunkt als Feuerkonsumenten zu bewerten, denn es machen ja immer andere Feuer, medial und real (Grillen). Kinder dürfen das nicht. Und nun sollten diese Kinder in dieser Feuerkenntnismängel- und -gefahrenmelange auch noch Kunst mit Feuer machen ...
22 Schüler arabischer, bosnischer, deutscher, libanesischer, litauischer, türkischer und auch ungeklärter Staatsangehörigkeit haben gelernt, wie sich die Beziehung zwischen Mensch und Feuer nicht nur zur Zerstörung von Menschen und Sachen, sondern auch zur selbstbestimmten Bereicherung privat- und öffentlich-festkultureller Zusammenkünfte gestalten läßt. Wir zünden uns eine Kerze an, wir zünden ein Lagerfeuer an, wir machen eine Ausstellung mit UNSEREM FEUER, wir kommen am Feuer zusammen, jung und alt, geboren in A und geboren in Z, wir gestalten, essen und feiern gemeinsam mit Feuer, wir schauen und schweigen und reden und singen so, wie das unsere ersten gemeinsamen Vorfahren vor Millionen von Jahren und seitdem generationenlang praktiziert haben. GEMEINSAM erleben 22 Schüler in Berlin Moabit zum ersten Mal in ihrem Leben intensiv Feuer als Feuermachende, mit Feuer gestaltende und unser Feuer präsentieren dürfende, erleben ihr persönliches wie auch gemeinsames GEGENFEUER als soziale Skulptur.
Text und Abbildungen © Kain Karawahn 2008 WIe Sie an Ihrer Schule auch mal ein derartiges Projekt durchführen können, erfahren Sie hier
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